Christa Naaß: Partnerschaftsarbeit ist auch Erinnerungsarbeit

27. März 2015

Ihren jüngsten Besuch in Danzig nutzte die Stellvertreterin des Bezirkstagspräsidenten und Beauftragte für die Partnerschaft Mittelfrankens mit der Woiwodschaft Pommern um das ca. 36 km von Danzig entfernte Konzentrationslager Stutthof zu besuchen.
„Das Jahr 2015 ist ein Gedenkjahr“, so Christa Naaß. „Wir gedenken des 70. Jahrestags des Endes des 2. Weltkrieges und der Befreiung der Konzentrationslager, in denen alleine in Stutthof 65.000 Menschen ums Leben kamen."

Christa Naaß erinnerte daran, dass abgesehen von einem Teil der Tschechoslowakei kein anderes Land im Krieg von der deutschen Wehrmacht länger besetzt war als Polen. Kein anderes Land wurde so systematisch durch Verschleppung und Mord entvölkert, um als „Lebensraum“ für das deutsche Volk zu dienen. Auf polnischem Boden errichtete das NS-Regime die meisten jeder Konzentrationslager, in denen Millionen europäischer Juden, Millionen von Polen ermordet wurden.

Stutthof war das erste Konzentrationslager auf polnischem Boden, das am 02. September 1939, also einen Tag nach Kriegsbeginn, eröffnet wurde. Stutthof wurde ein Ort des Grauens, ein Platz unvorstellbarer Leiden. Die Absicht, ein Lager für die „unerwünschten polnischen Elemente“ zu schaffen, entstand bei den Nazi-Behörden bereits lange vor Ausbruch des Krieges. Die ersten Häftlinge waren überwiegend aus Pommern stammende Polen, später kamen Häftlinge aus weiteren polnischen Gebieten sowie aus der Sowjetunion, Dänemark, Norwegen, Frankreich, Litauen, Deutschland und Ungarn sowie weiteren Nationen dazu. Von insgesamt 125.000 Häftlingen in Stutthof und den 103 Außenkommandos wurden 22.000 in andere Lager deportiert und 65.000 ermordet. Wegen der harten Haftbedingungen und der schweren, unmenschlichen Arbeit und Arbeitsbedingungen, so für die Deutschen Rüstungswerke, starben viele Häftlinge. Ab 1944 wurden Häftlinge, davon 77 Menschen mit Behinderung, in den Gaskammern ermordet.

Am 24. Januar 1945 begann die SS mit der Räumung des Lagers und trieb die verbliebenen Häftlinge auf einen Todesmarsch, den Tausende nicht überlebten. Viele ertranken auf dem Seeweg.
Stutthof war das erste Konzentrationslager außerhalb des deutschen Reichsgebietes und das letzte Konzentrationslager, das am 09. Mai 1945 von Soldaten der Roten Armee befreit wurde.
Heute gedenkt auf dem Gelände des ehemaligen Lagers ein Museum der Opfer. An ihr Leiden erinnert ein Denkmal, das das Grauen erfassbar macht.

Christa Naaß besucht ehem. KZ Stutthof
Die Stellvertreterin des Präsidenten legte für den Bezirk Mittelfranken Blumen nieder und gedachte der Opfer.

„Heute sind unsere Völker nach einer über 40jährigen Spaltung Europas nicht nur freundschaftlich verbunden, sondern auch gemeinsam verbündet in der Europäischen Union. Heute wollen wir Frieden, Freiheit und Demokratie gemeinsam schützen“, so Christa Naaß bei ihrem anschließendem Gespräch mit der Vizemarschallin Hanna Zych-Cison. Das war aber nur möglich, indem man sich der gemeinsamen Geschichte gestellt hatte. Polen vermochte zu vergeben, als Deutschland sich zur eigenen Schuld bekannte.“

Teilen