Für Inklusion, kulturelle Vielfalt und Demokratie: Verleihung der Bezirksmedaillen an vier verdiente Persönlichkeiten Ein starkes politisches Signal gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus

20. Dezember 2019

Am 26.11.2019 wurden im Ansbacher Bezirksrathaus vier verdiente Persönlichkeiten mit der Bezirksmedaille, der höchsten Ehrung des Bezirks Mittelfranken, ausgezeichnet: Dr. Konrad Bedal, Dinah Radtke, Michael Helmbrecht und Alexander Küßwetter. Alle vier haben ganz verschiedene Verdienste, alle gemeinsam stehen sie für Inklusion, kulturelle Vielfalt und Demokratie.

Auf Antrag der SPD-Bezirkstagsfraktion wurde Frau Dinah Radtke die Bezirksmedaille verliehen. Sie ist seit Jahrzehnten in ihrer Heimatstadt Erlangen zusammen mit „ihrem“ Verein, dem Zentrum Selbstbestimmtes Leben und dem Erlanger Behindertenforum unermüdlich aktiv für die Schaffung von Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen. Sie war Mitbegründerin der Dachorganisation „Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland“ (ISL) und hat für die die Behindertenbewegung in Deutschland und auf internationaler Ebene wichtige Impulse gesetzt.

Mit ihrem persönlichen Einsatz hat Dinah Radtke in Erlangen „vor Ort“ Verbesserungen erreicht für barrierefreien Wohnraum, in der Mobilität mit öffentlichen Bussen und der Beratung behinderter Menschen und ihrer Angehörigen. Besonders erfolgreich war und ist sie in der Netzwerkarbeit. In den siebziger Jahren hat sie die Studenteninitiative Behinderter mitbegründet, in den achtzigern das Zentrum für Selbstbestimmtes Leben, in den neunzigern den Dachverband Interessenvertretung selbstbestimmtes Leben in Deutschland und dann dessen Forschungsinstitut bifos. Seit 1993 ist sie engagiert für die Weltorganisation behinderter Menschen Disabled People International (kurz dpi) und hatte dort über mehr als zwei Jahrzehnte verschiedene Sprecher- und Vorstandsfunktionen inne. Im Jahr 2000 ist sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande vom Bundespräsidenten Johannes Rauh ausgezeichnet worden, 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Und vielleicht der Höhepunkt ihres Schaffens: Mitwirkung als Vertreterin der Bundesrepublik Deutschland bei der Erarbeitung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen in New York in den Jahren 2005 und 2006. Besonderes Anliegen waren ihr die Art. 6 (Rechte behinderter Frauen), Art. 24 (Bildung) und 27 (Arbeit). Bis heute setzt sich Dinah Radtke aktiv ein gegen die Diskriminierung von Mädchen und Frauen mit Behinderung. Ein besonderes Anliegen ist Frau Radtke außerdem die Aufarbeitung der Geschichte der Euthanasiemorde und die Schaffung eines angemessenen Erinnerungs- und Lernortes, sie plädiert mit Leidenschaft für die Erhaltung der Erlanger „Hupfla“, des letzten verbliebenen Gebäudes der ehemaligen Heil- und Pfleganstalt. Nach ihrer Meinung wirkt Erinnerungsarbeit umso mehr, wenn sie an einem authentischen Ort stattfindet. Dinah Radtke richtete darüber hinaus mit ihrem Laudator, Karlheinz Miederer von Access Erlangen, einen nachdrücklichen Appell an die versammelten Bezirksräte und Bezirksrätinnen. Sie forderte mit Nachdruck verstärkte Aktivitäten des Bezirks zur Umsetzung des „Budgets für Arbeit“. Mit diesem neuen Recht haben Menschen mit Handicap das Wahlrecht zwischen einer Tätigkeit in einer Werkstatt für Behinderte Menschen und einem Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt. (siehe dazu auch die Laudatio Miederers und Radtkes Danke-Statement). Die SPD-Fraktion hat Dinah Radtkes Appell aufgegriffen und in einem Antrag ein Konzept und eine Informationskampagne gefordert. Dieser Antrag wurde vom Bezirkstag in seiner Haushaltssitzung am 11.12.2019 einstimmig angenommen.

Die Bezirksmedaille des Bezirks Mittelfranken wurde ebenfalls an Michael Helmbrecht verliehen. Der Sozialwissenschaftler hat sich als Mitbegründer und ehemaliger Vorsitzender der Allianz gegen Rechtsextremismus Verdienste um Mittelfranken erworben. Weiterhin wurde Professor Dr. Konrad Bedal ausgezeichnet. Bedal war Gründungsdirektor des Fränkischen Freilandmuseums des Bezirks in Bad Windsheim. Als hoch angesehener Wissenschaftler und Forscher im Bereich der Haus- und Möbelforschung leistete er wertvolle Beiträge für die geschichtliche- und kulturelle Identität Frankens . „Geschichte für alle“ ist das Motto seines Lebenswerkes.
Auch Alexander Küßwetter, langjähriger Bezirksrat und ehemaliger Stellvertreter des Bezirkstagspräsidenten, erhielt die höchste Auszeichnung des Bezirks Mittelfranken. Er hat sich als Vorsitzender dessen Trägervereins vor allem um das Jüdische Museum in Franken bleibende Verdienste erworben und damit aktiv gegen Antisemitismus und für kulturelle Vielfalt gewirkt.

Teilen