Tag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober: Bayern braucht endlich ein Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz

09. Oktober 2017

Zum 25. Mal wird am 10. Oktober der Internationale Tag der seelischen Gesundheit begangen. Nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO leidet weltweit jeder vierte Arztbesucher an einer seelischen Erkrankung. Deutsche Studien sprechen von acht Millionen Deutschen mit behandlungsbedürftigen psychischen Störungen. Diese sind derzeit auch die vierthäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen.

Das sind nach Meinung der stellvertretenden Bezirkstagspräsidentin Christa Naaß und der Vorsitzenden der SPD-Bezirkstagsfraktion Gisela Niclas alarmierende Zahlen und deshalb besteht dringender Handlungsbedarf auch von Seiten der Politik, wenn es z.B. um die Reform der Psychotherapeutenausbildung geht, aber auch um die Sicherung ausreichender Behandlungsmöglichkeiten bis hin zur Prävention seelischer Erkrankungen.

In Bayern liegen nun endlich nach jahrelangen Forderungen der SPD und der bayerischen Bezirke Eckpunkte für ein Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz (PsychKHG) vor, das den Aufbau eines landesweiten psychiatrischen Krisendienstes beinhalten soll. „Diese Eckpunkte hätten eigentlich schon im Herbst 2016 vorliegen sollen“, kritisiert Christa Naaß und hofft zusammen mit Gisela Niclas, „dass das Gesetz wenigstens noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet wird“.

Für die SPD ist es wichtig, dass ein flächendeckendes Krisennetzwerk mit sieben regionalen Leitstellen und aufsuchender Krisenintervention geschaffen wird und der Freistaat mindestens 50 Prozent der ungedeckten Kosten übernimmt. Weiter gefordert wird, dass Zwangsmaßnahmen nur als „ultima ratio“ möglich sein sollen und es eine regelmäßige Berichterstattung über Zwangsmaßnahmen gibt. Außerdem sind regionale unabhängige Beschwerdestellen erforderlich sowie die Einführung einer Psychiatrieberichterstattung mit regelmäßiger Erhebung bevölkerungs-, einrichtungs- und maßnahmenbezogener Daten, die dem Bayerischen Landtag vorzustellen sind.

Neben den psychiatrischen Kliniken des Bezirks Mittelfranken in Ansbach, Erlangen, Engelthal, den psychiatrischen Tageskliniken mit Institutsambulanz, den soziotherapeutischen Wohnheimen und dem eigenen Sozialpsychiatrischen Dienst in Fürth gibt es 10 weitere sozialpsychiatrische Dienste in unterschiedlicher Trägerschaft in Mittelfranken, berichten Christa Naaß und Gisela Niclas und bedanken sich bei denen, die den Tag der seelischen Gesundheit durch verschiedene Aktivitäten mitgestalten.

Der Tag der seelischen Gesundheit soll auch bewirken, dass die Gesellschaft - die Arbeitswelt - sensibler wird und offen und tolerant mit Menschen umgeht, die eine psychische Erkrankung haben – eine Erkrankung mit vielen Gesichtern. „Denn“, so Christa Naaß, „wenn sich „die Seele verdunkelt“, ist das nicht immer für die eigene Familie offensichtlich und die Erkrankten müssen nicht nur gegen ihre Erkrankung ankämpfen, sondern oftmals gegen gesellschaftliche Vorurteile. Und das kostet viel Kraft, die man in dieser Situation oft nicht hat.“

Und eines ist den SPD-Politikerinnen ganz wichtig: seelisch krank zu werden bedeutet nicht, schwach zu sein, bedeutet nicht persönlich versagt zu haben. Deshalb braucht es auch die vielfältigsten Unterstützungsangebote in allen Regionen Mittelfrankens, die für Patienten und Angehörige optimale Hilfen bieten.